25.07.2020, 08:11
Zitat:Liebe ist der Weg, den ich in Dankbarkeit beschreite.
1. Dankbarkeit ist eine Lektion, die für jene schwer zu lernen ist, die die Welt verkehrt betrachten. Höchstens ist es ihnen möglich, sich so zu sehen, als würde es ihnen besser gehen als andern. Und sie versuchen zufrieden zu sein, weil ein anderer mehr als sie zu leiden scheint. Wie jämmerlich und wie missbilligend solche Gedanken sind! Denn wer hat Grund zu danken, während andere weniger Grund dazu haben? Und wer könnte weniger leiden, weil er einen anderen mehr leiden sieht? Deine Dankbarkeit gebührt nur ihm, der jede Ursache des Kummers auf der ganzen Welt verschwinden ließ.
2. Es ist wahnsinnig, um des Leidens willen Dank zu sagen. Doch ist es ebenso wahnsinnig, dem einen Dankbarkeit zu versagen, der dir die sicheren Mittel schenkt, wodurch aller Schmerz geheilt und das Leiden durch Lachen und durch Glück ersetzt wird. Die geistig mindestens zum Teil Gesunden können es auch kaum ablehnen, die Schritte, die er lenkt, zu gehen und dem Weg zu folgen, den er ihnen vorgibt, um einem Gefängnis zu entrinnen, von dem sie dachten, es gebe in ihm keine Tür zu der Befreiung, die sie jetzt wahrnehmen.
3. Dein Bruder ist dein »Feind«, weil du in ihm den Rivalen siehst für deinen Frieden, einen Plünderer, der seine Freude von dir nimmt und dir nichts lässt als eine finstere Verzweiflung, die so bitter ist und unbarmherzig, dass keine Hoffnung bleibt. Jetzt ist die Rache das Einzige, was zu wünschen bleibt. Jetzt kannst du nur versuchen, ihn zu Fall zu bringen, damit er im Tod mit dir da liegt, so nutzlos wie du selbst und mit so wenig in seinen habgierigen Fingern wie in den deinen.
4. Du bezeigst Gott nicht deine Dankbarkeit, weil dein Bruder noch versklavter ist als du, noch könntest du vernünftigerweise in Wut geraten, wenn er freier zu sein scheint. Die Liebe stellt keine Vergleiche an. Und Dankbarkeit kann nur aufrichtig sein, wenn sie verbunden ist mit Liebe. Wir danken Gott, unserem Vater, dass alle Dinge in uns ihre Freiheit finden werden. Es wird nie so sein, dass einige befreit werden, während andere immer noch gebunden sind. Denn wer kann einen Handel abschließen in der Liebe Namen?
5. Sag daher Dank, doch aufrichtig. Und lass deine Dankbarkeit Raum schaffen für all jene, die mit dir entrinnen werden: die Kranken, Schwachen, die Bedürftigen und Furchtsamen und die, die einen scheinbaren Verlust beklagen oder offenbaren Schmerz empfinden, die unter Kälte oder Hunger leiden oder den Weg des Hasses und den Pfad des Todes wandeln. Sie alle gehen mit dir. Wir wollen uns mit ihnen nicht vergleichen, denn dadurch spalten wir sie ab von unserem Gewahrsein der Einheit, die wir mit ihnen teilen, wie sie sie unausweichlich mit uns teilen.
6. Wir danken unserem Vater nur für eines: dass wir von keinem Lebewesen getrennt und daher eins mit ihm sind. Und wir frohlocken, dass keine Ausnahmen je gemacht werden können, die unsere Ganzheit mindern und unsere Funktion schmälern oder verändern könnten, den einen zu vervollständigen, der selbst die Vollständigkeit ist. Wir sagen Dank für jedes Lebewesen, denn andernfalls danken wir für nichts und versäumen es, Gottes Gaben an uns wahrzunehmen.
7. So wollen wir denn unsere Brüder ihr müdes Haupt an unsere Schulter lehnen lassen, während sie eine Weile ruhen. Wir sagen Dank für sie. Denn wenn wir sie zu jenem Frieden weisen können, den wir finden möchten, dann öffnet sich der Weg uns endlich. Eine alte Tür springt wieder auf, ein langvergessenes Wort erschallt erneut in unserer Erinnerung und nimmt an Klarheit zu, sobald wir wieder willens sind, zu hören.
8. Beschreite denn in Dankbarkeit den Weg der Liebe. Denn der Hass ist vergessen, wenn wir Vergleiche weglegen. Was bleibt dann noch als Hindernis zum Frieden? Die Angst vor Gott ist jetzt endlich aufgehoben, und wir vergeben, ohne zu vergleichen. So können wir uns nicht dafür entscheiden, einige Dinge zu übersehen und andere Dinge dennoch zu behalten, die immer noch als »Sünden« weggeschlossen werden. Wenn deine Vergebung vollständig ist, wird deine Dankbarkeit total sein, denn du wirst sehen, dass alles das Recht auf Liebe verdient hat, indem es liebevoll ist, genauso wie dein Selbst.
9. Heute lernen wir, an Dankbarkeit zu denken statt an Ärger, an Bosheit und an Rache. Alles ist uns gegeben worden. Wenn wir uns weigern, dies zu begreifen, haben wir dennoch kein Anrecht auf unsere Bitterkeit und eine Selbstwahrnehmung, die uns an einem Ort erbarmungsloser Verfolgung sieht, wo wir ohne Unterlass gepeinigt und herumgestoßen werden, ohne einen Gedanken oder eine Sorge für uns und unsere Zukunft. Die Dankbarkeit wird zum alleinigen Gedanken, den wir an die Stelle dieser wahnsinnigen Wahrnehmungen setzen. Gott hat für uns gesorgt und nennt uns Sohn. Kann es mehr als dieses geben?
10. Unsere Dankbarkeit wird den Weg zu ihm ebnen und unsere Zeit des Lernens mehr verkürzen, als du dir je träumen lassen könntest. Dankbarkeit geht Hand in Hand mit Liebe, und wo die eine ist, muss auch die andere zu finden sein. Denn Dankbarkeit ist nichts als ein Aspekt der Liebe, die die Quelle aller Schöpfung ist. Gott sagt dir, seinem Sohn, Dank, dass du bist, was du bist: seine eigene Vervollständigung und die Quelle der Liebe, mit ihm zusammen. Deine Dankbarkeit ihm gegenüber ist mit der seinen für dich eins. Denn die Liebe kann keinen Weg außer dem Weg der Dankbarkeit beschreiten, und diesen gehen wir, die wir den Weg zu Gott beschreiten.