20.12.2015, 12:47
Liebe Siam,
eine Neuauflage unseres Disputs über den Ärger würde momentan keinen Sinn machen, weil du glaubst, dass Ärger zur Natur des Menschen gehört und niemand stellt etwas in Frage, von dem er/sie glaubt, dass man das selbst ist.
Ich lege dir jedoch ans Herz, für dich selbst gründlich zu prüfen, was es mit Ärger auf sich hat und auch nicht zu übersehen, unter welchen Umständen Ärger auftauchen kann:
Katzenscheiße im Garten
Tageszeitung morgens nicht da
Mit-Autofahrer blinkt nicht
Joghurt am Tag des Kaufs schon abgelaufen
Freund gibt geliehenes Buch nicht zurück
Einfach endlos........
Welche Grenze wird hier genau geschützt? Sind die Konsequenzen des Ärgers tatsächlich schützend und bringen sie dir Frieden? Wenn du das guten Gewissens für dich bejahen kannst, dann ärgere dich, so viel du kannst ;-)
Ärger nach meinem Dafürhalten ist eine der wichtigsten Strategien des Ego, dich in Gefangenschaft zu halten. Denn wie du selbst sagst, wird dir dadurch eingeredet, es gäbe Grenzen in dir, die es zu schützen gilt. Und zwar dadurch, dass du dich deinerseits gegen das wendest, was dich angeblich ärgert.
Damit legst du selbst fest, dass du tatsächlich verletzbar bist und dass Verletzbarkeit deine Natur ist. Und damit nicht genug:
Genau das denke ich ja auch - keine Frage. Doch ist Ärger bereits die Abwehr deiner Verletzbarkeit. Wenn du wirklich in deinen Ärger hineingehen willst, musst du es zunächst aufgeben, diese Energie auf etwas oder jemanden zu richten, weil sich dahinter das Gefühl verbirgt, dass du dich angegriffen fühlst.
Erst hier wirst du fündig, was wirklich mit dir los ist und erst hier beginnt überhaupt eine ehrliche Hinterfragung, was denn wirklich geschieht, wenn du dich ärgerst. Und weil das Angst machen und sehr unangenehm sein kann, bevorzugt jedermann die Variante, Ärger sei natürlich und Ärger sei eine echte Gegenwehr, die einem zusteht. Damit wirklich lediglich niedergehalten, was wirklich weh tut: Deine innere Unsicherheit, deine Verletzbarkeit.
Das Ego bietet dir hier eine Lösung an, die nicht funktioniert. Es sagt: "Schau bloß nicht auf diese furchtbare Verletzbarkeit. Du kannst daran nichts ändern, denn so bist du nun einmal. Du kannst das nur loswerden, indem du diese Verletzbarkeit nicht bei dir siehst sondern den Grund dafür außerhalb von dir selbst suchst."
Und auf diese Weise hält es dich fern von echter Heilung und rät dir statt dessen, das Problem lieber zu verdrängen. Was aber unmöglich ist - es wird immer und immer wieder an die Oberfläche kommen. Mal ist es die Katzenscheiße, dann wieder der Joghurt u.s.w.
Dass deine Natur Verletzbarkeit ist, ist eine Lüge - ganz klar. Solange das geglaubt wird, hält man sich klein und schwach. Und so lange man klein und schwach zu sein glaubt, glaubt man an das Ego und seine Angebote. Das Ego sichert so sein eigenes Bestehen ab und es wird in seinen Fundamenten erschüttert, wenn man diese Verletzbarkeit zulässt und nicht mehr projiziert.
Daher habe ich auch eine klare Kritik an konventioneller Psychologie zu üben: Diese verkündet tatsächlich, dass Ärger gerechtfertigt ist, weil es innere Grenzen zu schützen gibt. Sie muss das auch tun, denn sie glaubt nämlich auch, dass Verletzbarkeit natürlich ist. Nur ganz wenige stellen das überhaupt in Frage. Konventionelle Psychologie ist auf Erhaltung eines Gleichgewichts aus und will innere Konflikte so umsortieren und zurechtrücken, dass sie nicht mehr so störend sind. Aber den Grundsatz, dass wir nun einmal verletzliche Wesen sind, will sie nicht anrühren. Diese Verletzbarkeit wird sogar als wichtige Eigenschaft des "Menschlichen" gesehen und es wird behauptet, dass wir gerade daraus unser Mitgefühl beziehen. Ein unverletzbarere Mensch ist überhaupt keiner! Das ist ein Monster, ein Gott, ein unnatürlicher Held!
Meine Überzeugung ist das nicht. Unverletzbarkeit ist das, was uns zusteht, unser natürliches Erbe. Unser SELBST kennt keine Verletzbarkeit.
Thomas
eine Neuauflage unseres Disputs über den Ärger würde momentan keinen Sinn machen, weil du glaubst, dass Ärger zur Natur des Menschen gehört und niemand stellt etwas in Frage, von dem er/sie glaubt, dass man das selbst ist.
Ich lege dir jedoch ans Herz, für dich selbst gründlich zu prüfen, was es mit Ärger auf sich hat und auch nicht zu übersehen, unter welchen Umständen Ärger auftauchen kann:
Katzenscheiße im Garten
Tageszeitung morgens nicht da
Mit-Autofahrer blinkt nicht
Joghurt am Tag des Kaufs schon abgelaufen
Freund gibt geliehenes Buch nicht zurück
Einfach endlos........
Welche Grenze wird hier genau geschützt? Sind die Konsequenzen des Ärgers tatsächlich schützend und bringen sie dir Frieden? Wenn du das guten Gewissens für dich bejahen kannst, dann ärgere dich, so viel du kannst ;-)
Ärger nach meinem Dafürhalten ist eine der wichtigsten Strategien des Ego, dich in Gefangenschaft zu halten. Denn wie du selbst sagst, wird dir dadurch eingeredet, es gäbe Grenzen in dir, die es zu schützen gilt. Und zwar dadurch, dass du dich deinerseits gegen das wendest, was dich angeblich ärgert.
Damit legst du selbst fest, dass du tatsächlich verletzbar bist und dass Verletzbarkeit deine Natur ist. Und damit nicht genug:
Zitat:sondern darum, alles in mir zunächst zu erlauben - aus dem Unbewussten aufzutauchen. Wie sonst will man frei werden/SEIN?
Genau das denke ich ja auch - keine Frage. Doch ist Ärger bereits die Abwehr deiner Verletzbarkeit. Wenn du wirklich in deinen Ärger hineingehen willst, musst du es zunächst aufgeben, diese Energie auf etwas oder jemanden zu richten, weil sich dahinter das Gefühl verbirgt, dass du dich angegriffen fühlst.
Erst hier wirst du fündig, was wirklich mit dir los ist und erst hier beginnt überhaupt eine ehrliche Hinterfragung, was denn wirklich geschieht, wenn du dich ärgerst. Und weil das Angst machen und sehr unangenehm sein kann, bevorzugt jedermann die Variante, Ärger sei natürlich und Ärger sei eine echte Gegenwehr, die einem zusteht. Damit wirklich lediglich niedergehalten, was wirklich weh tut: Deine innere Unsicherheit, deine Verletzbarkeit.
Das Ego bietet dir hier eine Lösung an, die nicht funktioniert. Es sagt: "Schau bloß nicht auf diese furchtbare Verletzbarkeit. Du kannst daran nichts ändern, denn so bist du nun einmal. Du kannst das nur loswerden, indem du diese Verletzbarkeit nicht bei dir siehst sondern den Grund dafür außerhalb von dir selbst suchst."
Und auf diese Weise hält es dich fern von echter Heilung und rät dir statt dessen, das Problem lieber zu verdrängen. Was aber unmöglich ist - es wird immer und immer wieder an die Oberfläche kommen. Mal ist es die Katzenscheiße, dann wieder der Joghurt u.s.w.
Dass deine Natur Verletzbarkeit ist, ist eine Lüge - ganz klar. Solange das geglaubt wird, hält man sich klein und schwach. Und so lange man klein und schwach zu sein glaubt, glaubt man an das Ego und seine Angebote. Das Ego sichert so sein eigenes Bestehen ab und es wird in seinen Fundamenten erschüttert, wenn man diese Verletzbarkeit zulässt und nicht mehr projiziert.
Daher habe ich auch eine klare Kritik an konventioneller Psychologie zu üben: Diese verkündet tatsächlich, dass Ärger gerechtfertigt ist, weil es innere Grenzen zu schützen gibt. Sie muss das auch tun, denn sie glaubt nämlich auch, dass Verletzbarkeit natürlich ist. Nur ganz wenige stellen das überhaupt in Frage. Konventionelle Psychologie ist auf Erhaltung eines Gleichgewichts aus und will innere Konflikte so umsortieren und zurechtrücken, dass sie nicht mehr so störend sind. Aber den Grundsatz, dass wir nun einmal verletzliche Wesen sind, will sie nicht anrühren. Diese Verletzbarkeit wird sogar als wichtige Eigenschaft des "Menschlichen" gesehen und es wird behauptet, dass wir gerade daraus unser Mitgefühl beziehen. Ein unverletzbarere Mensch ist überhaupt keiner! Das ist ein Monster, ein Gott, ein unnatürlicher Held!
Meine Überzeugung ist das nicht. Unverletzbarkeit ist das, was uns zusteht, unser natürliches Erbe. Unser SELBST kennt keine Verletzbarkeit.
Thomas