21.12.2015, 20:23
(21.12.2015, 18:33)Thomas schrieb: Wenn es schwerer ist, einen fiesen Chef zu ertragen als Katzenscheiße, dann liegt das nicht daran, dass irgendjemand festgelegt hätte, dass das eben so ist sondern es liegt an meinen eigenen Konzepten über die Wirklichkeit und wie sie zu sein hat. Das sieht man daran, dass andere Menschen genau den gleichen Chef klasse finden. Freilich findet es niemand klasse, vor lauten Nachbarn weichen zu müssen aber letzten Endes ist eben auch das nicht geeignet, mich in Frage zu stellen und auch sonst niemanden.
Ich denke nicht, dass es darum geht sich oder andere grundsätzlich(!) in Frage zu stellen. Aber das was in Begegnungen oder Interaktion geschieht sehr wohl, wenn es uns nicht dienlich ist, oder einschränkt oder gar schadet.
Das klingt also schon sehr resignativ. "Es liegt an nichts und niemanden, dann räume ich halt einfach (immer) das Feld." hmm...
Nein, es liegt nicht an den Konzepten, sondern an deinem Menschsein. An deiner Würde, Intigrität und Selbstachtung, die es zu wahren gilt. Was ich damit meine:
Du hast ein Recht darauf dich NICHT laufend tyrannisieren zu lassen - darum gehts.
Und das Argument, andere mögen den gleichen Chef, bedeutet entweder, dass er anders mit ihnen umgeht, oder aber dass sie sich einfach tyrannisieren lassen. Und das hieße lediglich, dass jene Menschen ihre Selbsachtung und Würde missachten, und scheinbar nichts anderes für möglich halten, und daher für selbstverständlich tyrannisiert zu werden. Wer seine eigene Würde missachtet, dessen Würde wird auch von anderen mit Füssen getreten.
(21.12.2015, 18:33)Thomas schrieb: Zu den Professoren. Diese Einhelligkeit des Nutzens von Ärger gibt es so nicht. Es ist durchaus bekannt und zwar schon immer, dass Ärger den Organismus angreift. "Da kommt mir doch die Galle hoch" und "Ich habe mich schwarz geärgert" sind keine Beschreibungen von Gesundheit.
Noch größere Probleme entstehen in der Tat, wenn Ärger unterdrückt wird. Der Motor hinter der Unterdrückung ist Scham, Schuld, Angst und das sind Zustände, die noch gefährlicher als Ärger sind. Ärger ist also durchaus befreiend in Bezug auf Scham, Schuld, Angst. Als Dauerkonzept taugt er trotzdem nicht, weil er immer noch konfliktbejahend ist und das zugrunde liegende Problem der Überzeugung eigener Verletzbarkeit nicht beseitigt sondern festigt.
Psychologen und Professoren unterscheiden da schon zwischen konstruktiven und destruktiven Ärger.
So simpel ist das nicht. Ärger ist nur dann schädlich, wenn er unterdrückt oder aber übermässig vorhanden ist. Bei jedem Furz quasi. (aber das hatten wir alles schon in unserer letzten Diskussion)
Auch dass Ärger (nur) bei Schuld, Scham und Angst aufräte hab ich in all meinen Recherchen dazu nicht finden können.
Eher das was ich im obigen Absatz andeute und zuvor bereits erwähnt hatte.
Lieber Thomas, insgesamt klingt das alles für mich wieder sehr theoretisch, erst recht, nachdem du ja selber sagst, was du so alles ärgerlich findest.
Wenn man dann daherkommt und sagt, eine vergewaltigte Frau könne statt sich zu ärgern und wütend zu werden, besser erkennen, dass sie nicht ihr Körper sei, ist doch in diesem Kontext....naja, wie soll ich sagen.....arg realitätsfern, oder zumindest sehr weit hergeholt.
Nicht nur dass esn sich um etwas viel krasseres handelt, sondern auch etwas, das du selbst ja nie erfahren hast - dieses Extrem. Also kannst du auch nicht wissen, WAS du da konkret von dieser Frau verlangst! Wie sich das für diese Frau gestalten würde und müsste.
Und das obwohl du das nicht mal bei "Kleinigkeiten" immer hinbekommst. Also wozu jemanden vehement vermitteln wollen, sein Ärger sei unberechtigt, geb ihn auf, und dergleichen, selbst dann, wenn er durchaus auf personaler Ebene berechtigt und sogar heilsam erwünscht ist. ? Wozu sollte das nützlich sein?
Nur weil das -angeblich- irgendwelche Meister konnten, die vermutlich jahrzehnte in Klöster, auf dem Berg oder in Höhlen verbrachten. ? Viele kannten nicht mal die größten Herausforderungen des Lebens, nämlich die in Extremsituationen, in Beziehungen und insbesondere Paarbeziehungen - hatten die meisten ja alles gar nicht.