23.12.2015, 07:58
(22.12.2015, 23:19)Paulette schrieb: Was es da nicht alles gibt, was man nicht auch im Menschsein finden könnte.
"jenseits von Ego" - dabei geht es doch eigentlich genau ums Eigene, ums ganz eigene, wenn man mal ganz ehrlich ist.
Und es gibt soviele weise Menschen, die niemals etwas Spirituelles als Rechtfertigung für ihr Gedankengut anführten.
Ich denke da z.B. an Primo Levi mit seinen Schilderungen: Ist das ein Mensch?
Könnte interessant für dich sein, allerdings harter Tobak:
http://www.dtv.de/buecher/ist_das_ein_mensch_12395.html
Danke für das Buch, ich habe es gerade bestellt
Das Bewusstsein hat den Eindruck der kühnen Sommerfarben jenes riesigen Raumes in sich aufgenommen und verborgen; des strahlend blauen Himmels, der Flugzeuge - auch die EMppfindung des Jungen, der sie anschaute und alles um sich herum vergass. Es gibt keine Rückkehr in jene Metropole mit ihren düsteren Farben, mit dem Gefühl des unabänderlichen Gesetztes, das alles Lebende in den Grenzen der ihm zugestandenen Zeit und des Todes umschliesst; das heisst, es gibt nahezu kein Gefühl einer Rückkehr in jene Welt ohne das Gefühl zu diesen wundervollen Farben, zu dieser stille, verzauberten und verlockenden Erfahrung des blauen Himmels von Auschwitz-Birkenau im Sommer 1944
(.....)
Und dem kleinen Jungen, der zu diesem Sommer gehört, wird all dies für immer der Prüfstein der Schönheit sein, ungeachtet all der Landschaften, die ich - wie soll ich sagen _ auf ewig in mich aufgenommen habe und vielleicht noch aufnehmen werde. Ich weis nicht, wie viel Zeit mir bleibt bis zu diesem "ewig", aber ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass ich immer hierher zurückkehren werde. Diese Rückkehr, auch wenn sie losgelöst ist von der düsteren Rückkehr, aus der es keinen Ausweg gibt, ist in sich eine Rückkehr ohne Ausweg. Die Farbe ist die Farbe der Kindheit, eine FArbe der Unschuld, eine Farbe der Schönheit. Und auch das ist ein unabänderliches Gesetz, aus dem es kein Entrinnen gibt. Man entwinnt der Schönheit nicht, dem Gefühl der Schjönheit , auf dem Höhepunkt und inmitten des GRossen Todes der alles beherscht.
Aus: "Landschaften der Metropole des Todes" , Auschwitz und die Grenzen der Vorstellungskraft
Otto Dov Kulka