Verehrter Fredo, ein wenig aus meinem Leben: Vor mehr als 13 Jahren habe ich eine grössere Menge der „kleinen Heiligen“ gegessen —> Psylocibe Semilanceata … kleine Pilze, die auf höher gelegenen Weiden wachsen. Hier in der Schweiz gibts sehr viele davon.
In dieser Nacht vor über 13 Jahren ist etwas unglaubliches passiert …. Ich erfuhr eine tiefe Erleuchtung. Es gab absolut NICHTS, was so etwas noch übertreffen konnte. Selbst mehrere Tage danach war ich noch zutiefst mit allem Verbunden. Irgend wann liess das dann nach und zurück blieb nur noch ein unglaubliches STAUNEN …… (hier erfuhr ich zum ersten mal in meinem Leben, was wirklich staunen ist!). Einige Monate danach schenkte mir ein guter Freund noch mal eine grössere Menge dieser Pilze und ich beschloss, mich wieder in diese „Erleuchtung“ zu begeben. Was passierte ? ….. Es war absolut schrecklich. Ich viel in eine tiefe tiefe Depression, in eine tiefe Hölle von Sinnlosigkeit, in ein Gefühl ewiger Verdammnis und wusste in dieser Nacht ABSOLUT (nie war etwas klarer in meinem Leben) das ich NIE MEHR aus dieser ewigen Verdammnis entweichen würde … es war nur eine Frage von Stunden bis der Tod mich erreichen würde. So beschloss ich also, mich auf den Tod vorzubereiten und wollte auch am nächsten Morgen, wenn man mich finden würde eine einigermassen gute Figur machen und setzte mich in Zazen vor eine Wand. Ich war bereit, denn letztendgültigen Tod zu akzeptieren und niemals mehr glücklich zu werden. Das war ABSOLUT … da gabs nichts mehr anderes, es war die letztendgültige Erfahrung und unabwendbare Wahrheit des Lebens. Ich setzte mich also in Zazen … und plötzlich klackte etwas in meinem Kopf … und dieses tiefe Verlies in der Unterwelt entließ mich, brach in sich zusammen und ich war wieder in meiner normalen Realität zurück.
Verehrter Fredo, das sind so die typischen Erfahrungen die man mit Pilzen machen kann. Gegensätzlicher könnten sie kaum sein, aber das Verbindende dieser Erfahrungen ist, das sie so unglaublich ABSOLUT und WAHR sind, weil es NICHTS mehr gibt was sie übertreffen könnten. Es ist eine tiefe GEWISSHEIT von Wahrhaftigkeit vorhanden, die ABSOLUT ist ……
Es gibt Leute, die haben sich umgebracht indem sie sich aus dem Fenster gestürzt haben um der vermeintlichen Vernichtung zu entgehen. Andere Leute (besonders mit LSD) haben ihr Leben auf radikalste Art und Weise verändert. Und es gibt Leute, die in eine Klinische Depression hineingeraten sind und hospitalisiert wurden. Solche Erfahrungen sind aber nicht nicht ausschliesslich von Substanzen abhängig (Die Indianer nennen sie „Medizin“), sondern sie passieren auch in der Meditationspraxis an Retrats, wenn man längere Zeit sich in Klöster oder Höhlen zurückzieht. Auch hier gibt es das Element der ABSOLUTHEIT, der UNÜBERTREFFLICHKEIT. Und einigen Leuten passieren sie auch ganz plötzlich, ohne das sie gerade meditieren, sondern sie stehen z.B. an einer Bushaltestelle, sitzen auf einer Parkbank haben vielleicht Sex, machen Musik, besteigen einen Gipfel oder was auch immer. Bemerkenswert ist aber, das sich solche Erfahrungen Proportional häufen, wenn „praktiziert“ wird oder wenn eine intensive Auseinandersetzung mit „Spiritualität“ stattfindet.
In meinem Umfeld spricht man über solche Erfahrungen gerne als „Gipfelerfahrungen“. Das Wort „Erleuchtung“ oder „Erwachen“ wird vermieden, denn zumindest in meinen Kreisen sind die Leute sehr bodenständig und wollen sich nicht auf eine gleiche (vermeintliche) Ebene mit dem Buddha begeben und labern daher auch nicht von „Erwachen“. Verehrter Fredo, auch wenn du über das „ES“ sprichst und es in einem rhetorischen Eiertanz verpackst und den Reisverschluss mit einer Rohrzange öffnen willst unterscheidest du dich eben nicht von all den Leuten die dieses „STAUNEN“ beschreiben, oder die Erkenntniss des „DANACH“ oder der „ERINNERUNG“ nach dem Moment der „ENT-ICHUNG“ ….. Du machst da immer wieder eine „Heilige Kuh“ daraus indem du Leute in diesen vermeintlichen (Box)-Ring deiner Unsprechbar-Rhetorik lockst.
Ich habe der verehrten Paulette einen Link gesendet
http://palikanon.com/majjhima/kurt_schmidt/m022.htm
Es ist eine der überlieferten Lehrreden des Buddha. Das lesen solcher Texte ist für mich manchmal sehr mühsam, denn sie sind durchzogen von etlichen Wiederholungen usw. Das hat aber oft damit zu tun, das solche Texte in einer gewissen Logik aufgebaut sind und genau diese Logik dem Auswendiglernen dieser Texte geschuldet sind. Also, in diesem Text wirst du diesem „deinem“ Neti-Neti begegnen verehrter Fredo, eines der Flagschiffe des „Fredo-Systems“ …. In der Vergangenheit hast du dich oft etwas damit geschmückt, mit diesem „Neti-Neti“, wobei ich der Meinung bin, das du dieses „Neti-Neti“ oft gar nicht verstanden hast und das WICHTIGSTE, die konkrete Ableitung und Umsetzung des „Neti“ meistens schuldig geblieben bist. Das „Neti-Neti“ des Buddha zumindest bedeutet; „Dies bin ich nicht“. Für ihn war das eine ganz konkrete Lehre, die jede Identifikation mit Gefühlen, Emotionen, Impulsen, Erfahrungen (bzw. der Interpretationen der Erfahrungen) abgeschnitten hat. Ich habe dir hier ja im Eröffnungstext dieses Treads über die Skandhas geschrieben, einer der Ecksteine Buddhistischer Psychologie. Es geht um das „haften“ der Skandas an sich selbst, der Identifizierung mit den Skandhas und ihrem Symptomen und dem damit zwangsläufig verbundenen Leiden. Der Buddha drückte das so aus;
Unrechte Sichtweisen gibt es sechs: Ein unbelehrter Weltling, betrachtet die Körperlichkeit, die Empfindung, die Wahrnehmung, die unbewussten Tätigkeiten so; Dies ist mein, ich bin dies, dies ist mein Ich …….
Es ist genau dieses , wenn z.B. ein Patrick Aigner von der „Kacke im Gesicht“ spricht, von der „Form“, die ihm unüberwindbar erscheint.
Der Buddha lehrte aber folgendes, das „Neti-Neti“, von dem du immer gesprochen hast:
Dagegen betrachtet ein wohlunterrichteter Jünger, der die Lehre kennt, die Körperlichkeit, die Empfindung, die Wahrnehmung, die unbewussten Tätigkeiten so: Dies ist nicht mein, ich bin dies nicht, dies ist nicht mein Ich, und alles, was er sieht, hört, denkt und erkennt, was er erlangt oder wünscht und worüber er nachdenkt, so: Dies ist nicht mein, ich bin das nicht, dies ist nicht mein Ich.
Betreffend Patrick Aigner, ich will ihm gar nicht eines der unzähligen Möglichkeiten eines „Gipfelerlebnisses“ absprechen, gar keine Frage. Doch die Schlussfolgerungen die bei ihm entstehen, das dies etwas mit „Erwachen“ zu tun hätte, sind aus Buddhistischer Sicht einfach nur eine grosse Illusion. Patrick ist zutiefst gefangen in Körperlichkeit und der damit verbundene Vergänglichkeit.
Der Buddha hat niemals darüber spekuliert, wie denn nun das konkrete Erleben eines Erwachten aussieht, weil Erwachen jenseits aller möglicher Kriterien und einer sprachlichen Beschreibung ist (auch nicht mit deiner speziellen „Fredo-Rhetorik“ …. Ein gutes Sinnbild für das, was jenseits unseres Horizontes ist sprach der Buddha mit folgenden Worten aus;
Einen auf solche Weise geistig frei gewordener Bhikkhu können Götter des Indra-, des Brahma- und des Prajapati-Himmels, wenn sie ihn suchen, nicht finden, so dass sie sagen könnten; Hierauf beruht das Bewusstsein des Vollendeten. Denn in der Erscheinungswelt, sage ich, ist ein Vollendeter unauffindbar.