PAЯADOXA

Normale Version: Martys Spielsalon ;-)
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8

Paulette

Tachchen Marty, einen schönen Sonntag hast du hoffentlicht und alle anderen auch.
Hier in Berlin waren heute Morgen minus 11 Grad als ich mit meinem Enkel durch den Schlosspark stapfte, da waren nur die Tiere und wir……das war wunderschöööön bei strahlendem Sonnenschein.

Also danke Marty für die Glückwünsche zum Oma-sein.
Wenn du mehr als zehn Beiträge geschrieben hast, dann kannst du im Privatbereich lesen und schreiben, ich werde dann dort die Frage nach dem Autismus beantworten.

Im Moment bin ich noch dabei die ganzen Beiträgen zu lesen, die seit gestern hier geschrieben wurden, ich möchte aber vorab etwas zum Leid sagen.

Dafür spendiere ich 5 Euro 50 centweise und stecke sie in den Einarmigen, dann lasse ich den im Hintergrund laufen und höre nebenbei den Geräuschen zu, den das Ding macht ;-)

Und nun setzten wir uns an die Bar und plaudern ein Wenig:

Du fragtest ob ich frei von Leiden sei.

Leid und Leiden sind für mich verschieden.

Wie könnte ein Mensch je frei von Leid sein? Es umgibt uns überall. Und sogar wenn ich im Samadhi herum schlendere, holt mich der Anblick eines Menschen, der in den Vorraum der Bank scheisst, wo ich gerade Geld abholen wollte, in die Anwesenheit von Leid.
Auch mein Ersatzvater, der einen schweren Schlaganfall hatte, halbseitig gelähmt ist und dazu nun auch noch schwerer Epileptiker, konfrontiert mich ständig mit Leid.
Den Obdachlosen kenne ich und weiß, dass er an seinem Leid leidet und mein Ersatzvater leidet auch an seinem Leid.
Als ich im Jahr 2013 fast verblutet wäre durch einen Unterleibstumor , dann all das schulmedizinische Theater begann mit Krebsdiagnose und all dem was uns Menschen umhaut, wenn man sowas zu hören bekommt, da habe ich an meinem Leid gelitten.
Grauenvoll gelitten. Trotz meiner Gewissheit und Erfahrung des Geistes, dass ICH nicht sterbe, sondern wenn überhaupt dann „nur“ der Körper, war in diesem die Hölle los.
So ein Körper scheisst auf meine erwachte Gewissheit, wenn er nur noch 4 Liter Blut hat.
Mit wird ganz übel, wenn ich mich daran erinnere.
Aber dann, nach dem Stabilisieren des Kreislaufes, einer kleinen NotOP und dem Erholen des Körpers hat mein Gehirn wohl wieder normal arbeiten können und so entschloss ich mich es darauf ankommen zu lassen.
Wie Pia (R.i.P.) habe ich entschieden keiner weiteren OP zuzustimmen und all den ganzen Scheiss, den die herzlosen und routinierten männlichen Gynäkologen da so für mich im Schnelldurchlauf Angebot hatten, abzuwählen.
Es war eine Zeit des Horrors, eine Zeit der Gebete, eine Zeit des Flehens und jämmerlichen Widerstandes gegen die Einsicht, dass der Körper macht was er will.
Diesen Horror nenne ich leiden. Und ob ich da nach einem Gott rufe, der sich nicht zuckt im Angesicht von gequälten Kindern a la IS oder Triebtätern etc. und dieser Gott mir sogar erscheint…….was ist meine Scheissangst um diesen Körper und dieses Leben im Vergleich zu dem, was andere Wesen auf dieser Erde erleiden müssen?

Richtig, es ist MEINS. Und das ist das ganze und einzige Problem. Unsere Körper, unser Schicksal, unser Leben, unser Gott oder Keiner etc. scheissen darauf, wie wir das finden, was geschieht.
Ich fand das die allerschlimmste aller Erkenntnisse.
Dieses MEINS ist eben nur meins. Nämlich mein Erleben.
Und dieses Erleben erlebe ich allein, jämmerlich leidend allein oder befreit allein.

Das Leiden braucht einen, der leidet.
So fremd das klingen mag aber da ist eine Instanz in uns, die das Leiden als solches hervorruft. Ich kann mir das nur so erklären, dass diese Instanz in uns glaubt, dass die Info – Hallo ich leide – uns dazu bewegen soll etwas gegen das Leid zu unternehmen.
Ganz so, wie der Durst uns zum Trinken aufruft, ruft uns das Leiden dazu auf etwas zu verändern.

Ich weiß, dass diejenigen, die verschiedenen spirituellen Konzepten folgen meinen, man soll das Leiden annehmen etc.

Ich sag dir Marty, ich habe ALLE diese Arschlochklugscheisser in der Zeit mit dem Tumor verflucht. Das Leiden anzunehmen ist das Verrückteste, was einem einfallen kann.
Leckt mich alle habe ich mir gedacht und so habe ich nachgeschaut ob ich mit dieser Instanz in mir, die immer rief – ACHTUNG, ACHTUNG ICH Leide – HILF MIR – ob ich mit ihr in Kontakt komme.
Weil ich weiß, dass ich nicht verrückt bin konnte ich mir nicht vorstellen, dass das dauerhafte Gefühl des Leidens FALSCH sein soll. Eine Falschmeldung sozusagen, die ich irgendwie aussitzen muss oder so.
Also habe ich gesucht in meinem Geist wann ich zum ersten Mal litt.

Nach langem Suchen, ich hatte ja ewig Zeit, war ganz allein, hatte mich von allen zurückgezogen, da fiel mir endlich die eine Situation ein in der ich zum ersten Mal in meinem Leben litt.
Mein Vater hatte mich als ich ungefähr 2 Jahre alt war auf dem Dach unseres Autos sitzen gelassen und vergessen, so dachte ich.
(Eigentlich hatten alle nur die Koffer und das ganze Zeugs ins Haus getragen und liefen hin und her aber für mich war dieser eine Moment DER Moment in welchem ich zum ersten Mal wusste, dass ich allein bin)

Und an diesem Thema scheiden sich die Geister. Ich glaube, dass in jenem Moment das in meinem Geist entstand was wir Ego nennen.
Aufeinmal hatte ich das Gefühl, ich bin allein, keiner kommt, was nun?
Die logische Schlussfolgerung daraus war dann, ICH muss mich kümmern.
Also versuchte ich vom Dach des Autos zu klettern.
Und dann passierte das Schlimmste, es gelang!
Mit diesem Gelingen war dann das machende Ich geboren.
Nochmal langsam:
Die Konsequenz also war, ich bin allein, also muss ich mich kümmern und wenn ich mich kümmere wird alles gut!

Sogar wenn ich das jetzt aufschreibe könnte man doch denken, dass da Paulette ist, die einfach so lange denkt, bis sie ein Ergebnis hat.
Und dann handelt sie danach. Und wenn es gelingt sagt sie sich, das habe ich aber super gemacht. Und wenn es misslingt, dann denkt sie sich, das muss ich beim nächsten Mal besser machen.
Also ist es auch Paulette, die in der Verantwortung ist das Leiden wieder zu beenden.

Und nun frage ich mich ob das wahr ist?
Nur mal hypothetisch „hätte“ es auch anders sein können?

Was hat mir gefehlt, damit ich auf dem Auto hätte sitzen bleiben können.

Vertrauen und die Erfahrung, dass ich eben nicht alleine bin.

Manche erfinden sich einen Gott oder Außerirdische etc. um das Gefühl des alleine Seins nicht fühlen zu müssen.
Oder es gibt dann Umdeutungen wie ALL-EINS-Sein etc. Alles wunderbare Vorstellungen aber kann man das fühlen? Kann man das wahrnehmen?

Was meinst du Marty? Wie allein fühlst du dich? Und wie allein bist du wirklich?
Sind WIR allein?....schmunzel

Marty

Liebe Paulette,

momentan liege ich oft bis zum Morgengrauen mit Maupassant, Houellebeqc, Proust oder Balzac im Bett. Komisch, dieses Mal sind es die Franzosen, die mich retten, irgendwann einmal war es die russische Literatur. Gerade gestern Nacht habe ich mich durch Maupassants Kurzgeschichte Einsamkeit gelesen, in der es genau darum geht, dass wir immer unrettbar alleine sind, in allerletzter Konsequenz.
Und ja, ich glaube, dass ich zu jedem Zeitpunkt tatsächlich kompletti tutti allein bin. Nicht nur ich, sondern jeder.

Dieser Gedanke kam schon sehr früh. Mein Autodach war eine der unzählbar langweiligen Schulstunden in der ersten Klasse. Da habe ich mir vorgestellt, die Erde sei nur eine Zelle (Sachkunde, thema "Unser Körper"), in einem Riesen. Und der Gigant wiederum nur eine Zelle in einem anderen Hypergiganten Und ich eine Zelle in der Zelle und meine Zellen wiederum....daraufhin entstand zumindest ein prächtiges Monsterbild des coolen gefährlichen Gigantolomanen mit Filzstiften, in dessen Zellen ich eine Zelle bin. Ich glaube, das ist das Beste, was ich bis jetzt aus dieser Erkenntnis gewonnen habe.
Aber da wurde mir der Begriff des Alleineseins zum ersten mal bewusst.

Alleine in seinem eigenen Streifen gefangen, seinen eigenen Gefühlen unteilbar ausgesetzt und das ohne jede Pause. Selbst im Schlaf hat man keine Ruhe von sich. Selbst wenn man nicht denkt, ist da immer noch der unentrinnbare Organismus, in dem man eingeschlossen ist. Natürlich wählt mein Geist oft die Sicht, die diese Tatsache erträglicher macht, sucht das, was ich "Trostpflaster" für mich genannt habe: Den liebenden Gott, die anderen Menschen, den Sinn, das Konzept, die Entspannungstechniken, das positive Denken, die Ablenkung. Und all das passiert permanent in der Abgeschiedenheit des Geistes.
Natürlich gibt es Kontakt zu Menschen, Liebe durchaus auch, Begegnungen, Verbindungen, ich will den Wert eines menschlichen Gegenübers keinesfalls herabwürdigen! Ohne ein menschliches Gegenüber würde ich verrückt werden.

Das zur Frage, wie allein ich wirklich bin.

Aber: Wie alleine ich mich fühle, das schwankt sehr. Manchmal ist das Gefühl des Alleinseins geradezu ein Genuss. Manchmal wünsche ich mir alleine zu sein, weil ich das Gefühl habe, ich bin es nicht genug.
Wie ich mich fühle, ist demnach also eine Frage der Perspektive. Nur: Was bin ich ganz ohne Perspektive?
Und momentan fühle ich mich perspektivlos, in dem Sinne, dass ich mich mit keiner Perspektive kongruent empfinde.

Ich mag deinen Bericht sehr, aber er bestätigt letztlich meine Befürchtung, dass es eben keinen Joker gibt. Selbst jemand wie du, der durch seine Erfahrungen innere Gewissheiten erlangt hat, ist genauso am Arsch, wenn sein Körper seinen Dienst verweigert (oder etwas anderes einschneidendes erfährt) wie ich.

Ich kann mit den Berichten über deine gelebten Erfahrungen zurzeit übrigens sehr viel mehr anfangen, als mit Grundsatzdiskussionen, ala "Wer denkt den gedanken" oder "Alles ist Illusion". Ich habe bei den letzten Einträgen hier gemerkt, dass ich gegen die Theorien und bestimmt klugen Gedanken wenig gegenzusetzen habe. Mein intelligentester Gedanke ist dann: Mag sein, dass es so ist, mag sein, dass es nicht so ist. Keine Ahnung. Aber das ist leider keine adäquate Antwort auf Beiträge, die sich die Mühe machen, auf meine einzugehen.

Liebe Koman,

ich glaube, ich habe mich falsch ausgedrückt: Natürlich glaube ich dir, dass du meinst, was du sagst! ich halte dich nicht für einen Lügner. Das nicht-glauben bezog sich auf ein sinnstiftendes Konzept. Egal ob ich es selbst verzapfe oder erzählt bekomme. Nicht auf die Ernsthaftigkeit des Menschen, der dahinter steckt. Ich kann Menschen glauben, ich verzweifle nicht an ihnen und meinem Misstrauen, bzw. der Unfähigkeit in Kontakt zu treten, sondern an mir selbst.

Mich würde interessieren, was du unter schlechten Gedanken verstehst? Was unterscheidet sie von guten? Kann man Gedanken verbrennen, sie vernichten, nachträglich einfangen und in einen Ofen schmeißen?
Mir erscheint es, wie den Hund haben wollen, der nicht kackt. Denken kann nicht nur das eine oder das andere sein, ich glaube es ist ins sich untrennbar gleichzeitig beide Seiten der Medaille. So wie die größte Stärke auch immer die größte Schwäche eines Menschen ist.

Liebe Grüße!
Lieber Marty
Zitat:Mich würde interessieren, was du unter schlechten Gedanken verstehst? Was unterscheidet sie von guten?
Gedanken, die Grenzen anderer verletzen.
Vergewaltigung oder Misshandlung, Mord usw.

Schlechte Gedanken sind dunkle Gedanken.
Sie zeugen Tod, Trauer und Leid.
Das würden/könnten sie erzeugen, wenn man ihnen nachgehen würde.
Gute Gedanken, sind immer Gedanken, die sich auflösen oder einfügen lassen, ohne irgend jemand anderen dadurch zu verletzen.

Zitat:Kann man Gedanken verbrennen, sie vernichten, nachträglich einfangen und in einen Ofen schmeißen?
Mir erscheint es, wie den Hund haben wollen, der nicht kackt
Ich muss meine Gedanken nicht erst einfangen,ich weiß ja wohl, wo sie wachsen/entstehen.
Aller Anfang ist schwer, auch ein Bauer muß erst sein Handwerk lernen.

Der unterschied zu deinen Hund der nicht kackt und meinen Geedanken ist, das der Hund der nicht kackt, in der Materie vorhanden sein sollte. Es gibt zwar Hunde, die nnicht kacken, aber die sind mit ziemlicher Sicherheit krank.

Etwas geistiges, hat aber noch keine konkrete Form angenommen,
sie entsteht erst/noch.
Bin ich mein Gedanke?Nein.
Kann ich ihn formen?Ja
Ich beobachte ihn, wo er hin will, oder was er wohl vor hat.
Passt es mir nicht, schreite ich ein und entferne ihn von meinen Feld.
Ich sage es mal ganz einfach so: Ich glaube daran und es wirkt.
Ich Leide deswegen nicht weniger, als jemand anderes.
Nur habe ich von der Erzeugung von Leid, abstand genommen.

Was in der Welt geschieht, darauf habe ich vielleicht keinen einfluss.
Aber was in mir geschieht, darauf habe ich einfluss.
Herzlich willkommen noch mal, lieber Marty. :-)

Vorab wird aus meiner sicht Erwachen völlig überbewertet!

(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Ich habe mich jetzt intensiv mit den Themen beschäftigt und frage mich die ganze Zeit: Wieso ist dieses Scheißerwachen eigentlich so wichtig?

Es ist nicht für jeden wichtig. Und es kommt darauf an, was man/frau sich davon verspricht. Oft ist das die viel ersehnte Leidfreiheit und die Lösung aller weltlichen Probleme die der Mensch mit sich und der Welt so hat.
Daher mag es wichtig wirken, oder es kommt einem nur so vor, weil man gerade in Kreisen verkehrt, in denen es (ständig) um Erwachen geht.


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Ich dachte spontan an Elternschaft beim Lesen. Eins ist klar: Nicht-Eltern kannst du nicht erklären, wie es ist, Kinder zu haben. Und wenn du zehn Eltern fragst, wie es ist, Kinder zu haben, erzählen sie dir alle was anderes darüber. So kann man Nicht-Erwachten wohl auch nicht erklären, wie es ist, erwacht zu sein. Und jeder Erwachte erzählt dir was anderes darüber. Aber ist es was besonderes Kinder zu haben? Nein. Keine zu haben? Ebenfalls Nein.

Richig und absolut, Nein!


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]In meinem Weltbild sind wir alle gleich.

In meinem auch, so wie ich ahne, dass du es meinst. Im Sinne von "wir scheißen alle aus dem selben Loch", und sind von der Essenz her das Selbe.
Unterschiede sehe ich nur in den verschiedenen Charakteren, da sagen mir nach wie vor, einige mehr zu als andere, wenn es um mein Privatleben geht. Ansonsten lebe ich eigentlich schon sehr lange nach dem Motto: "Leben und Leben lassen".


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Was nun unterscheidet den Erwachten vom Unerwachten innerhalb dieser breiten Klaviatur des Lebens?

Dass er um seine wahre Natur weiß, nicht ausschließlich die Persönlichkeit zu sein (aber auch!!) und im besten Fall seine, die Persönlichkeit beengenden Muster / Persönlichkeitsstörungen/ Traumata mit der Zeit auflösen wird. (geschieht aber häufig nicht)
Und genau das kann auch jemand tun, der keinen Erwachensmoment hatte. Der einzige Unterschied liegt also nur darin, dass der eine mit der Persönlichkeit vollidentifiziert ist, und der andere nicht mehr - vollständig.


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Warum ist “Erwachen” erstrebenswerter als “Nichterwachen”?

Da gibt es unterschiedliche Gründe, ich vermute das häufigste ist, weil die Menschen sich davon die Befreiung von Leid erhoffen.
Die sich jedoch allein durch einen Erwachensmoment nicht einstellen wird, wenn die Persönlichkeit im Anschluss nicht geläutert / geheilt wird.
Obwohl bei einigen allein das Wissen darum, dass weder sie noch andere Täter sind, zu einer Erleichterung führt, die sie als befreiend bezeichnen. Dazu zähle ich mich nicht, jedenfalls nicht so ohne Weiteres. Denn dieser kleine Shift von Distanz löst die Konflikte nicht tatsächlich auf, sondern ist lediglich eine Dissoziation, die allerdings tatsächlich unter gewissen Umständen und einer Bereitweitwilligkeit eine Auflösung der "Problematiken" zur Folge haben kann, wenn es sich nicht einzig nur um ein ausgetauschtes Konzept in der Vorstellung handelt, dass die Empfindungs-und damit die Gefühlsebene abspaltet.

Es gibt aber auch noch andere Gründe weshalb Menschen erwachen wollen.
Z.B. um ein spiritueller Lehrer / Lehrerin zu werden.
Oder weil sie vom Leben satt und so zufrieden sind, dass sie anfangen sich mit dem "was gibt es denn noch? Was ist der Sinn meines Daseins?" beschäftigen. (Das las ich beides mal.)

(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Welche exklusivität erfährt der Erwachte, die der Träumende nicht hat?

s.o. und wieder im besten Fall, inneren Frieden, mehr Gelassenheit, weniger (nagende/quälende) Gedanken, grundlose Freude und Zufriedenheit. Das ist das was mir gerade spontan einfällt....

Man darf eines nicht vergessen, es gibt genügend Menschen auf der Welt die auch ganz ohne Erwachen glücklich und zufrieden leben. ;-))

(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Was macht im übertragenen Sinne den Vater/Mutter dem Kinderlosen überlegen?

Überlegen? Nichts!

(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Was trennt sie?

Nichts.


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Nu gut, dann identifiziert man sich halt mit der Formlosigkeit oder einer spirituellen Lehre oder seinem Auto oder seiner Individualität. Oder mit Form und Formlosigkeit zugleich.

Ja.

(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Bestenfalls äußert er sich darin, wie du lebst (von meiner pragmatischen Warte aus). Und ich habe selten den Eindruck, dass das Leben Spiritueller durchwirkter vom guten Geist oder dem Erwachen ist, als das nicht spiritueller, nicht-erwachter. Also what the heck ist es denn nun, was den Unterschied ausmacht?

Genau. Daher ist meine Prämisse, lieber einen liebenswerten Unerwachten, als ein erwachtes Arschloch um mich herum. gg ;-))

So, und hier zeigt sich auch, dass es genauso gut sein kann, dass Erwachen -insbesondere- für die Mitmenschen um dich herum überhaupt keinen qualitativen höheren Unterschied aufweist!! ;-) loool

Einige sagen halt, dass Erwachen nichts an der Persönlichkeit verändert, und von daher bleibt ein wie auch immer gearteter Mensch, sagen wir als Beispiel "liebenswert" , wohl liebenswert und umgekehrt genauso. ;-))

(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Natürlich (er)lebst du als Kinderloser anders und anderes als als Elternteil.


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]Du wirst als erwachter auch anders (er)leben als als unerwachter, aber gibt es auch einen qualitativen Unterschied?

Aus meiner Sicht gibt es den nur dann wirklich, wenn die Persönlichkeit durchdrungen/geheilt und damit die Erfahrung integriert wird.
Ansonsten gibt es viele die zwar Erwachen erlebt haben, aber nun, btw. weiterhin in Abwehrmechanismen der Vermeidung dessen was ist, stecken bleiben. guckst du hier lieber Marty, zweiter Beitrag:
http://spectrum-sein.de/showthread.php?tid=82

Warum das so ist, ist einer meiner brennensten Fragen. ;-)
Nicht jedes Erwachen löst einen Prozess aus der den Menschen total umfasst und durchdringt.
Meiner Erfahrung und Ansicht nach, hat das nicht unbedingt, oder nur sehr minimal mit dem Erwachensswitch und seiner Intensität zu tun, als viel mehr mit der Struktur und Veranlagung der Persönlichkeit, vorallem aber ihren wahren Herzenswünschen und Sehnsüchten, die jenen Heilungssprozess / Befreiungsprozess begünstigen als auch (durch Bereitwilligkeit/Hingabe) einläuten, und der durch das Erwachen um ein Weiteres unterstützt wird.


(02.01.2016, 11:01)Marty schrieb: [ -> ]In bezug auf Kinder würde ich als Elternteil sagen: nein, die Erfahrungen sind anders, aber qualitativ gleichwertig.

Ja. Wären viele Menschen nicht auch ohne Erwachen glücklich und zufrieden, könnte man einen GENERELLEN qualitativen Unterschied verzeichnen.
Aber so,....und nicht nur das. Auch die Tatsache, dass viele nach dem Erwachen genauso wenig glücklich und zufrieden sind wie vorher, und einige ihre Störungen/Konflikte sogar noch durch ein "es geschieht alles nur" und "mich gibts ja gar nicht" legitimierend rechtfertigen und damit statt (durch Bereitwilligkeit) zu lösen, ferfestigen, weil sie damit ihre Persönlichkeit komplett negieren, und ihre Verantwortung (für sich selbst) an den spirituellen Nagel hängen, deutet auf keinen zwingend gegebenen qualitativen Unterschied hin. Das ist dann eigentlich auch wieder nichts anderes als Selbstbetrug, Selbstablehnung und Ignoranz.

The Lolosophian

Chapeau, Paradoxa - das kann man gar nicht besser ausdrücken!
...und dazu in solcher Kürze
Respekt

The Lolosophian

Ikkyu sacht:
Zitat:Verehrte Lolo, Leiden als solches ist kein Privileg einer Neurose. Leiden ist eine Gemeinschaftlichkeit, das alle fühlende (unerwachten) Wesen teilen. Die Steigerung in Form einer Neurose wird dann schon als eine Verhaltensstörung/psychischer Krankheit gesehen, aber bereits der Begriff "Neurose" ist schon etwas veraltet. Guckst du mal hier.



Ich benutze Wikipedia so gut wie gar nicht. Ich stütze mich allein auf meine Erfahrung und ein Wissen, welches ich nicht aus Büchern habe, wiewohl es mit einigen Autoren übereinstimmt. So benutze ich auch das Wort Neurose im Sinne von Eugen Drewermann, Fritz Riemann uva.
Es gibt keinen Menschen, der NICHT mehr oder weniger seelisch krank ist und daher der Heilung bedarf. Es gibt kaum einen Menschen, der NICHT in irgendeiner Weise neurotisch wäre. Der Unterschied liegt nur darin, dass bei manchen die Neurose einen klinisch auffälligen Wert/Charakter bekommt und bei den anderen der "Wahnsinn der Normalität" vorherrscht, der nie hinterfragt wird, es sei denn, du willst aufwachen aus der Konsensustrance! LOL

Du machst noch einen Unterschied zwischen neurotisch und gesund. DAS ist der Irrtum. Lies einmal Arno Gruens: Wahnsinn der Normalität, das Buch ist extremly augenöffnend und bewusstseinserweiternd für die SELBSTsucher, als auch insbesondere für Menschen, die von berufswegen mit psychisch Kranken zu tun haben - Kranken, die an eben diesem Wahnsinn der Normalität krankgeworden sind. Aber Vorsicht - das Buch kann dir auch den Boden unter den Füßen wegziehen, weil es an DEINEN Wahnsinn rührt, insofern du dich ja nicht krank, neurotisch und in keinster Weise als heilungsbedürftig befindest - habe ich recht? Party

Für Eugen Drewermann und div. existentialistische Philosophen ist Neurose und Sünde synonym. Für mich selbst habe ich das ebenso erkannt, als ich mich mit meinem konditionierten christlichen Sündenbewusstsein auseinandergesetzt habe. Das war der schwerste Kampf meines Lebens... Mit dieser Überwindung habe ich auch die div. Neuröschen überwunden. Ich weiss also, von was ich rede...

Ich empfehle für den Individuations- bzw. Heilungsprozess immer wieder gerne Fritz Riemanns Vier Formen der Angst. Sie entspricht den 4 Formen der Neurose, von denen jeder Mensch im unterschiedlichen Mischungsverhältnis heimgesucht wird. Diese 4 Formen werden als Formen der Fehlverarbeitung der DAseinsangst gedeutet.
Riemann's Werk war u.a. für mich als bibliotherapeutische Begleitung unschlagbar. Es ist nicht diskriminierend sondern wirkt überaus entlastend.
Ist aber nicht so leicht zu lesen, wie bei vielen Werken Eugen Drewermanns erfordert auch die Lektüre Riemanns einen gewissen intellektuellen Horizont, setzt tiefenpsychologisches Wissen voraus.

Ich habe den Wiki-Eintrag nicht gelesen, aber ich vermute, dass man heute in der Psychiatrie mehr von einer Persönlichkeitsstörung spricht, als von Neurose. Das ist aber irrelevant... für den Hausgebrauch bleibe ich mal in diesem Kontext beim BEgriff der Neurose.

The Lolosophian

Lesenswert für alle, die christlich konditioniert sind.
http://www.patmos.de/pdf/978-3-491-50108-9.pdf

Eugen Drewermann
Wege und Umwege der Liebe
Christliche Moral und Psychotherapie
Zitat:Es ist nicht für jeden wichtig. Und es kommt darauf an, was man/frau sich davon verspricht. Oft ist das die viel ersehnte Leidfreiheit und die Lösung aller weltlichen Probleme die der Mensch mit sich und der Welt so hat.
Daher mag es wichtig wirken, oder es kommt einem nur so vor, weil man gerade in Kreisen verkehrt, in denen es (ständig) um Erwachen geht.

Da Erwachen - für mich jedenfalls - nichts weniger ist als das Auftauchen eines ganz neuen Prinzips im Geist, würde ich nie sagen, dass es nicht für jeden wichtig sei. Es ist für jeden wichtig, weil damit eine Alternative zur sog. Prsönlichkeit auftaucht, die besagt: "Hoppla, das bin ich ja gar nicht." (Die Persönlichkeit). Und weil es Leid nur in einer Persönlichkeit gibt, setzt mit dem Erwachen auch ein Prozess ein, der erkennen lässt, dass eine Persönlichkeit überhaupt nicht heilbar ist, weil Heil etwas ist, das in ihr schlicht nicht verwirklichbar ist. Die Persönlichkeit selbst ist das Problem und die Heilung ist, dass sie verschwindet.

Das, was da als "Erwachen" als neues Prinzip im Geist auftaucht, bringt die Botschaft mit, dass Persönlichkeit duchaus nicht das Ende der Fahnenstange ist sondern dass sich diese nur anmaßt, das Maß aller Dinge zu sein. In Wirklichkeit ist sie vollkommen verzichtbar und nur ein Denksystem.

Dieses Auftauchen des neuen Prinzips kann nun besungen werden, so viel man will. Diejenigen, bei denen es nicht aufgetaucht ist, werden immer die gleichen Fragen stellen. Was soll das sein? Wozu ist es gut? Was ist es? Aber so viel man auch davon singt, wird der ganze Gesang diese Fragen nicht beantworten sondern nur das Auftauchen selbst wird sie beantworten. Und dann ist die Antwort sonnenklar und die Fragen werden nicht mehr sein.

Außer einem "Uuups, ach so - na klar, so ist das also!" kann man nicht einmal davon berichten. Da ist Klarheit und Gewissheit, wo woher Fragen und Unsicherheit waren. Man kann sogar sehen, was einst das Aufgetauchte verborgen hat und kann anderen zurufen: He, du solltest dies oder das besser nicht machen! Aber auf welcher Grundlage sollte das eingesehen werden? Unendliche Diskussionen werden daraus entstehen, in denen umständlich begründet werden muss, was nicht begründet werden kann. Tja, eine verflixte Sache ist das. Und dadurch entsteht natürlich der Eindruck, Erwachen sei eigentlich nicht real, weil mans ja nicht genau beschreiben kann. Für die nicht Erwachten ist das eben so. Aber niemand, der erwacht ist, wird je sagen, dass es nicht so wichtig sei.
(03.01.2016, 20:33)Thomas schrieb: [ -> ]Da Erwachen - für mich jedenfalls - nichts weniger ist als das Auftauchen eines ganz neuen Prinzips im Geist, würde ich nie sagen, dass es nicht für jeden wichtig sei. Es ist für jeden wichtig, weil damit eine Alternative zur sog. Prsönlichkeit auftaucht, die besagt: "Hoppla, das bin ich ja gar nicht." (Die Persönlichkeit). Und weil es Leid nur in einer Persönlichkeit gibt, setzt mit dem Erwachen auch ein Prozess ein, der erkennen lässt, dass eine Persönlichkeit überhaupt nicht heilbar ist, weil Heil etwas ist, das in ihr schlicht nicht verwirklichbar ist. Die Persönlichkeit selbst ist das Problem und die Heilung ist, dass sie verschwindet.

Das war ja nicht die Frage, ob es für jemanden der es erlebt hat wichtig ist oder nicht, sondern ob es im allgemein wichtig für die Leute ist. Und wenn ich mich so umschaue, sehe ich, dass das den meisten Menschen nicht wichtig ist. Die machen sich da gar keine Gedanken drum. :-)
Und noch mal, viele Menschen sind auch ohne Erwachen glücklich und zufrieden. Wie kommt das?


Eine Persönlichkeit wird nie verschwinden, dies anzunehmen nennt man Dissoziation. Das einzige was verschwindet ist die ausschließliche Identifikation mit ihr.
Und daher verschwindet mit dem Erwachen -zunächst- auch nicht das Leiden.

(03.01.2016, 20:33)Thomas schrieb: [ -> ]Das, was da als "Erwachen" als neues Prinzip im Geist auftaucht, bringt die Botschaft mit, dass Persönlichkeit duchaus nicht das Ende der Fahnenstange ist sondern dass sich diese nur anmaßt, das Maß aller Dinge zu sein. In Wirklichkeit ist sie vollkommen verzichtbar und nur ein Denksystem.

Ja meint man, nur das Paradox ist, dass sich dadurch -im Zweifelsfall, und das ist ganz häufig der Fall- weder Traumata, Muster, PST usw. lösen.
Das eine Persönlichkeit nicht heilbar wäre halte ich daher für ein Gerücht. Egal ob mit oder ohne Erwachen.
Das was du meinst, was ausschließlich durch die Deidentifikation geschieht ist die Heilung des Grundtraumas -eine von der Essenz getrennte Person zu sein.
Alles andere bleibt einem nicht erspart, wenn mans wirklich ernst meint!

The Lolosophian

Du bist ja noch gar keine Persönlichkeit, Thomas, du bist eine Fälschung, solange du nicht Heilung und geistiges HEIL gefunden hast. Wie kannst du nur so etwas Dummes sagen! Als ginge es nicht auch um die Heilung der Psyche. Der Weg ist ein PSYCHOSpiritueller WEg, ohne Dich und deine von dir verachtete Person läuft nix!

Es geht um zwei Dinge - es geht um HEIL und Heilung! Das Menschliche UND das Göttliche bilden zusammen die EINHEIT, nach der wir uns so sehr sehnen! Um wahrhaft menschlich zu werden, müssen wir in die Heilung unserer Seele/Psyche einwilligen. Darin besteht der Individuationsprozess, in dem man nicht nur zur geheilten Persönlichkeit heranreift, sondern auch das ganzheitliche HEIL erlangt. Es ist derselbe GEIST der Heilung der zeitlichen Person auch der GEIST des überzeitlichen HEILS, welches in der Ganheit liegt. Ganzheitlichkeit ist nur ein anderes Wort für Vollkommenheit. Ganzheit bedeutet christlich ausgedrückt, so vollkommen wie der Vater im Himmel zu SEIN.
Du bestätigt mich einmal mehr darin, dass der Kurs in Wundern ein Fluchtmittel aus dem Hier und Jetzt ist und nur der Schmerzvermeidung dient. Jesus ist nur die Personifizierung des Wahren SELBST in jedem Menschen, von hier aus gehen die SELBSTheilungskräfte aus.

Was eigentlich hat Jesus geheilt, wenn nicht die Psyche der Menschen. Man darf die Heilungswunder Jesu nicht wortwörtlich auf den Körper beziehen, sondern tiefenpsychologisch deuten.
Seiten: 1 2 3 4 5 6 7 8