05.01.2016, 12:51
Lieber Marty,
danke für die vielen Aspekte der Belehrung, die du eingebracht hast. Ich denke, da ist nichts dabei, was ich nicht selbst auch so sagen könnte oder beobachtet habe.
Mir ist aber wichtig zu betonen, dass wir uns in dem Gefühl, aus eigennützigen Motiven heraus belehrt zu werden, auch täuschen können. Die Dynamik, die hier am Werke ist, bezieht ihre Energie daraus, dass meine Meinung, mein Wissen, meine Erfahrung behandelt wird, als sei das nicht nur eine Meinung, ein Wissen, eine Erfahrung sondern eben meins.
Und dann kommt jemand und stellt das in Frage und dann wird wird ein Angriff wahrgenommen, weil dadurch ja ich in Frage gestellt werde.
Dazu kommt noch, dass das jeweilige Thema , um das es geht, bei unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedliche Rollen spielen. Manchmal ist eine Überzeugung so wichtig, dass eine Infragestellung fast schon den Zusammenbruch einer ganzen Welt zu bedeuten scheint und ein arglos argumentierendes Gegenüber geradezu zwangsweise als Angreifer wahrgenommen wird.
All das trägt zu dieser Dynamik bei, bei der es letzten Endes dann um ich contra du geht und schon lange nicht mehr um ein neutral gestimmtes Betrachten von Gedanken inklusive der Möglichkeit, dabei den eigenen Horizont zu erweitern. Die Hitzigkeit, mit der solche Auseiandersetzungen dann geführt werden, weisen deutlich darauf hin, dass das eigentliche Thema das Gewinnen ist. Wer gewinnt die Redeschlacht?
Und in dieser Dynamik noch klar sehen zu können, was da eigentlich abgeht, ist unmöglich - es ist ja eine Dynamik wechselseitgen Projizierens, das kann überhaut nicht als Kommunikation im eigentlichen Sinne bezeichnet werden.
Paradoxa schrieb:
Das meint man in einer solchen Situation spüren zu können aber ich melde große Zweifel an, ob darauf Verlass ist. Ich meine klar: Nein.
Es bedarf z.B. nur einer entsprechend erfahrenen Rhetorik, die dieses Einfühlsame (ich bin bei dir) geschickt einbaut, um zuverlässig Vertrauen zu erwecken. Gerade diese Gewissheit, genau zu wissen, welches Motiv ein Gegenüber hat (es als empfindsames Wesen zu spüren) ist eine Falle, in die man tappt. Das Bedürfnis danach, vom Gegenüber ernst genommen und nicht für sein Ego missbräuchlich ausgenutzt zu werden, baut diese Falle. Und da sei mir der Hinweis erlaubt, dass man hier auch von einem versuchten Missbrauch sprechen könnte, der darin besteht, den anderen für ein gutes Gefühl des Gemochtwerdens heranzuziehen. Denn wenn sich der Eindruck verfestigt, ausgenutzt zu werden, wird Abwehr aufgebaut und Feindseligkeit. Und dann steht vielleicht der Redepartner plötzlich als Angreifer da und zu der ganzen Missverständlichkeit kommt nun noch eine Schuldproblematik.
Lösen lässt sich dieses Spiegelkabinett nur durch Selbstgewissheit, in der kein Raum mehr für Projektionen ist.
danke für die vielen Aspekte der Belehrung, die du eingebracht hast. Ich denke, da ist nichts dabei, was ich nicht selbst auch so sagen könnte oder beobachtet habe.
Mir ist aber wichtig zu betonen, dass wir uns in dem Gefühl, aus eigennützigen Motiven heraus belehrt zu werden, auch täuschen können. Die Dynamik, die hier am Werke ist, bezieht ihre Energie daraus, dass meine Meinung, mein Wissen, meine Erfahrung behandelt wird, als sei das nicht nur eine Meinung, ein Wissen, eine Erfahrung sondern eben meins.
Und dann kommt jemand und stellt das in Frage und dann wird wird ein Angriff wahrgenommen, weil dadurch ja ich in Frage gestellt werde.
Dazu kommt noch, dass das jeweilige Thema , um das es geht, bei unterschiedlichen Menschen ganz unterschiedliche Rollen spielen. Manchmal ist eine Überzeugung so wichtig, dass eine Infragestellung fast schon den Zusammenbruch einer ganzen Welt zu bedeuten scheint und ein arglos argumentierendes Gegenüber geradezu zwangsweise als Angreifer wahrgenommen wird.
All das trägt zu dieser Dynamik bei, bei der es letzten Endes dann um ich contra du geht und schon lange nicht mehr um ein neutral gestimmtes Betrachten von Gedanken inklusive der Möglichkeit, dabei den eigenen Horizont zu erweitern. Die Hitzigkeit, mit der solche Auseiandersetzungen dann geführt werden, weisen deutlich darauf hin, dass das eigentliche Thema das Gewinnen ist. Wer gewinnt die Redeschlacht?
Und in dieser Dynamik noch klar sehen zu können, was da eigentlich abgeht, ist unmöglich - es ist ja eine Dynamik wechselseitgen Projizierens, das kann überhaut nicht als Kommunikation im eigentlichen Sinne bezeichnet werden.
Paradoxa schrieb:
Zitat:Als empfindsames Wesen spüre ich das, ob jemand wirklich bei mir ist, oder mich belehren will. Obwohl ich glaube, dass es jeder spürt, ob es demjenigen dann klar ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.
Ich fühle ob jemand sich auf mich einlässt und daher mich meint, oder sich selbst, indem er in der Rolle des Helfers mir bloß sein eigenes Zeug überstülpen und damit präsentieren und loswerden will.
Das meint man in einer solchen Situation spüren zu können aber ich melde große Zweifel an, ob darauf Verlass ist. Ich meine klar: Nein.
Es bedarf z.B. nur einer entsprechend erfahrenen Rhetorik, die dieses Einfühlsame (ich bin bei dir) geschickt einbaut, um zuverlässig Vertrauen zu erwecken. Gerade diese Gewissheit, genau zu wissen, welches Motiv ein Gegenüber hat (es als empfindsames Wesen zu spüren) ist eine Falle, in die man tappt. Das Bedürfnis danach, vom Gegenüber ernst genommen und nicht für sein Ego missbräuchlich ausgenutzt zu werden, baut diese Falle. Und da sei mir der Hinweis erlaubt, dass man hier auch von einem versuchten Missbrauch sprechen könnte, der darin besteht, den anderen für ein gutes Gefühl des Gemochtwerdens heranzuziehen. Denn wenn sich der Eindruck verfestigt, ausgenutzt zu werden, wird Abwehr aufgebaut und Feindseligkeit. Und dann steht vielleicht der Redepartner plötzlich als Angreifer da und zu der ganzen Missverständlichkeit kommt nun noch eine Schuldproblematik.
Lösen lässt sich dieses Spiegelkabinett nur durch Selbstgewissheit, in der kein Raum mehr für Projektionen ist.